Das #diginetzen geht weiter
Die digitale Lehre findet immer mehr Zuspruch auch in unserer Branche. Das große Hindernis dabei ist, wie wir Fahrer*innen beim Lernen unterstützen können, wenn Vieles immer mehr digital bereitgestellt wird. Denn am Lenkrad bearbeitet sich ein E-Learning natürlich schlecht. Die Gruppe des #eLearning-Netzwerks hat sich digital zusammengesetzt und ausgetauscht. Nicht nur darüber, sondern auch über das Thema Gamification und welche Alternativen es zur Erstellung von Web-Based-Trainings mit Articulate Storyline 360 gibt.
Digital und doch nah
Dieses Mal ist die Runde recht klein, doch schlecht ist das nicht. Denn erstmal wird sich persönlich ausgetauscht und über alte Gesichter gefreut, sodass sofort ein Redefluss entsteht. Lange geredet wird aber nicht, nachdem ich die Agenda für das zweistündige Treffen vorgestellt habe, geht es direkt in die Barcamps. Die Themen vom Treffen im April, die nicht bearbeitet wurden, werden aufgegriffen, deshalb braucht es da keinen großen Austausch.
Die Barcamps und Vorgehensweise
Umgesetzt werden drei Camps, in denen die Gruppen folgende Themen bearbeiten:
- Lernzeit im Fahrdienst
- Gamification
- Erstellung und Alternativen für WBTs
Die Teilnehmenden arbeiten wieder mit einem Conceptboard, wo sie ihre Ausgangssituationen, Fragen und Ideen sammeln können. Daraus sollen dann Lösungskonzepte entwickelt und erste To Do’s abgeleitet werden.
Der Aufbau des Templates zeigt das wieder:
Nach 45 Minuten in den Gruppen heißt es, gemeinsam den Ergebnissen zuzuhören.
Lernzeit für Fahrpersonal: Eine Mammut-Aufgabe
Es ist nicht so, als gäbe es in der Branche die Diskussion, wie Fahrer*innen mit E-Learnings arbeiten sollen, erst seit heute. Mit den ersten Web-Based-Trainings (WBTs) kam diese Frage schon auf. Es gibt auch innerhalb der Verkehrsunternehmen schon erste Ansätze. Die Gruppe hält jedoch fest: Wirklich vorangekommen ist man da nicht. Der Versuch, die Lernzeit von E-Learnings mithilfe bezahlter Freizeit abzudecken, sind gescheitert. Unter anderem auch wegen der Bedenken des Betriebsrats, man greife zu sehr in die Freizeit der Mitarbeiter*innen ein.
Der Einwand ist für alle Beteiligten nachvollziehbar. Weiterhin wird aber keine Zeit geschaffen zur Bearbeitung von E-Learnings. Auch gibt es keine Betriebsvereinbarungen, was E-Learnings angeht. Bisher wird es also so gehandhabt, dass es für den Fahrdienst immer wieder Sonderlösungen geben muss – was jedoch für alle Beteiligten immer wieder Arbeitsaufwand bedeutet.
Wichtig ist, dass da eine Regelung gefunden wird, der Bedarf an E-Learnings für den Fahrdienst wird vermutlich immer weiter zunehmen. Auf der anderen Seite besteht Fachkräftemangel und die Fahrer*innen werden dringend für die Fahrdienste benötigt und können „nicht mal eben“ zur Bearbeitung von E-Learnings mehrere Tage ausfallen.
Die Gruppe hat sich deshalb gefragt: Wie können wir Lernzeiten schaffen, ohne zu stark in die Produktivität und gleichzeitig in die Freizeit der Fahrer*innen einzugreifen? Eine direkte, einfache Antwort gibt es auch nach diesem Barcamp nicht. Dennoch kann sich die Gruppe auf die Schulter klopfen, denn die ersten Ideen und Lösungen versprechen viel.
So wird seitens der Personalentwickler*innen eine Hospitation im Fahrdienst zu absolvieren, um den Tagesablauf von Fahrer*innen hautnah zu erleben und so eine Idee zu entwickeln, die realitätsnah ist und somit eher umzusetzen. Auch der Dialog mit den Fahrer*innen als auch mit den Verantwortlichen im Fahrdienst soll gesucht werden.
Ein weiterer Ansatz, um eine gute Lösung zu finden, ist es, in regelmäßigen Austausch mit dem Betriebsrat zu gehen und Design Thinking kontinuierlich zu nutzen. Kommt eine Lösung zu Stande, sollen erstmal Testgruppen ihre Rückmeldung dazu geben. Direkte Lösungsvorschläge waren: Fahrer*innen bekommen einen Homeofficetag für E-Learnings und ein Argument, das bei Verantwortlichen vorgebracht werden kann, ist der Hinweis, dass Lerninhalte auch für private Zwecke sinnvoll sein können (wie Cybersicherheit).
Ein großer Punkt in der Diskussion war auch, dass die Aufnahme von Lernzeiten in die nächste Forderung aufgenommen wird, wenn es in die Tarifverhandlungen geht (enge Zusammenarbeit mit Betriebsrat).
Also notiert sich die Gruppe folgende To Do’s für die nächsten Monate:
- Hospitation im Fahrdienst
- Dialog mit BR und nach konstruktiven Lösungsmöglichkeiten fragen
- Umfrage unter Fahrer*innen prüfen
Gamification: Spielerisch lernen
Die Leute werden nicht dafür bezahlt, während der Arbeitszeit zu spielen.“ So ähnliche Aussagen haben bestimmt schon viele Personalentwickler*innen gehört. Dass „Spielen“ und Ausprobieren uns Menschen jedoch zum Feuermachen gebracht hat, bleibt gerne vergessen. Das menschliche Gehirn lernt durch Spielen (Dazu: spektrum.de/spielen-trainiert-das-gehirn).
Schade, dass Spielen im Arbeitsumfeld einen so schlechten Ruf hat. Das findet auch die Gruppe, die sich mit dem Thema Gamification befasst hat. Bei solchen Ansätzen sollen bewusst Spielelemente in spielfremde Umgebungen integriert werden und das geht besonders gut durch E-Learning. Bei den Verkehrsunternehmen wird dieser Ansatz noch eher weniger genutzt. Und das liegt unter anderem auch an den Entscheider*innen, als auch den Lernenden selbst. Gerade ältere Generationen können mit dem Ansatz des Spielens, um zu lernen, nicht viel anfangen. Jüngere Generationen scheinen dafür offener zu sein.
Die Gruppe hat sich deshalb gefragt: Wie überzeugen wir unsere Entscheider*innen, in Gamification zu investieren? Der Demografische Wandel bringt neue Zielgruppen – Wieso nicht auch neue Lernmethoden ausprobieren, um diese Zielgruppen zu erreichen?
Die Teilnehmenden halten als Ideen vor allem auch Argumentationen bereit. Der Spieleansatz ist mehr geeignet, da die Bereitschaft, lange Texte zu lesen, nicht mehr groß ist. Der Ansatz von Gamification ist aufwändiger in der Umsetzung, der Lernerfolg jedoch höher.
Eine Lösung, um die Akzeptanz des Gamification-Ansatzes zu erhöhen: Mithilfe eines Lehrplans mit der Methodik Gamification das Erreichen von Lernzielen aufzeigen und Entscheider*innen vorstellen.
Best-Practice-Beispiele, die gerne auch von anderen Verkehrsunternehmen ausprobiert werden können: MEV-Spiel zur Abhandlung von Zwangsbremsen bei diversen Lokomotivtypen führte bei der Deutschen Bahn zu Einsparungen von Trassengebühren. Ein Angebot von IMC ist das Spiel Cyber Crime Time, in der Lernende in die Rolle des Hackers schlüpfen und so das Thema Cyberkriminalität und Datenschutz erlernen sollen.
Und auch VR wird genutzt, um Mitarbeitenden beispielsweise Wartungen und Reparaturen nahezubringen. Für solche VR-Schulungen muss auch nicht zwingend das Geld da sein, die Technik selbst anzuschaffen. Die VDV-Akademie bietet euch all das und bei der Erstellung ist unser Expert*innen-Team gerne für euch da.
WBT-Erstellung und Alternativen
Articulate 360 ist ein Anwendungstool, das viel und häufig zur Erstellung von digitalen Lerneinheiten verwendet wird. Im Einsatz sind vor allen Dingen „Rise 360“ und „Storyline 360“. Rise ist dabei deutlich anwendungsfreundlicher, da hier mithilfe eines Baukastensystems gearbeitet wird und das Tool selbst Web-Based ist. Das erleichtert die Erstellung auch für Content-Ersteller*innen anderer Bereiche im Verkehrsunternehmen.
Doch was, wenn in kurzer Zeit sehr viele WBTs erstellt und überarbeitet werden müssen? Das Projekt rund um das eTicket steht vor genau dieser Herausforderung und berichtet. Die Fragen, die dabei aufkommen: Wie riskant ist die WBT-Erstellung ohne Skript? Gibt es Alternativen zu Articulate Storyline und Articulate Rise? Und wie werden Themen so vermittelt, dass der Lernende es sofort versteht?
Damit die Erstellung schnell(er) geht, braucht es im Bestfall ein festgelegtes Design inklusive Templates, die immer wieder verwendet werden können.
Bei der VDV-Akademie sieht das so aus:
Articulate Storyline bietet außerdem auch die Möglichkeit, gewisse Grundeinstellungen wie Schriftart etc. festzulegen und die Templates direkt einzubinden, sodass der Zugriff darauf schnell und einfach möglich ist. Die Devise der Gruppe: weniger Folien sind mehr, Praxisbezüge müssen sein und Anekdoten runden das Ganze ab. Und dann heißt es: machen, machen, machen.
Dafür können Grafikdesigner*innen für die Templates eingebunden und Fachexpert*innen sollten bereits beim Storyboard dazugeholt werden. Ein weiterer Tipp der großen Gruppe bei der Vorstellung war: Ein Bootcamp für Articulate besuchen. Und auf keinen Fall ohne Storyboard/ Skript zu arbeiten. Das Skript ist eine Orientierung für die E-Learning Designer*innen und ein Leitfaden, ohne den es zu fehlendem logischen Klickverhalten und fehlender didaktischer Tiefe kommt, sodass im schlimmsten Fall die Lernziele nicht erreicht werden.
Die Möglichkeit, sich über noch mehr Didaktische Konzepte auszutauschen, bietet die Train-Station. Hier könnt ihr Fragen stellen, Links teilen, neue Ansätze entwickeln und einfach mit anderen Didaktiker*innen fachsimpeln.
Außerdem: Beim Treffen im April wurden zur Erstellung einige Tools ausgetauscht (zum Blogbeitrag dazu geht es hier lang). Hilfreich beim Erstellen sind Blogs wie die Articulate-Blogs und die hilfreichen Anleitungen und Vorlagen der „eLearning-Heroes“. Große Mühe hat sich die Gruppe im April beim Austausch gegeben. Deshalb hier nochmals einige der ausgetauschten Links, die gerade in der Umsetzung schnell zum Ziel führen:
- Icons8
- Unsplash
- Freepik | Erstelle großartige Designs, noch schneller
- Material Symbols & Icons - Google Fonts
- pixelio.de - Deine kostenlose Bilddatenbank
- 4.4 million+ Stunning Free Images to Use Anywhere - Pixabay
- Noun Project: Free Icons & Stock Photos for Everything
- https://h5p.org/
- https://app.lumi.education/
- https://www.vyond.com/
- Simpleshow: eigene Videoproduktionen
- 360° Streckenvideos https://bahn360.deutschebahn.com/
Kleine Runde, großer Nutzen
Auch wenn die Runde kleiner war, als beim letzten Mal, zeigten sich die Netzwerker*innen begeistert über den erneuten Austausch. Im April hatten wir uns überlegt, uns regelmäßiger als nur ein Mal im Jahr zu sehen und diese Idee wurde auch von den „neuen“ Gesichtern herzlich angenommen. Deshalb wird es im August ein drittes digitales Treffen geben, bis es dann im September bei der 3. VDV-Bildungskonferenz hoffentlich zu einem persönlichen Treffen kommt.