Resilienz im ÖPNV
„Resilienz“, der Wortstamm liegt bei dem lateinischen Verb „resilire“, welches so viel wie zurückspringen oder abprallen bedeutet, ist ein Konzept, welches zurzeit in aller Munde ist und aus unterschiedlichsten Perspektiven betrachtet wird. Doch was steckt hinter diesem Konzept und welche Vorzüge hat eine Beschäftigung mit Resilienz für den öffentlichen Verkehr und Verkehrsunternehmen? – Mit diesen Fragen beschäftigt sich dieser Beitrag.

Das Konzept der „Resilienz“ findet sich in vielen Fachgebieten, beispielsweise spricht man in der Physik davon, wenn Objekte durch äußere Faktoren verformt werden und anschließend in ihre Ausgangsform zurückkehren können. Im Bezug auf Ökosysteme geht es ebenfalls um Störungen von außen auf diese Systeme und wie gut mit diesen Störungen umgegangen werden kann. Auch die Psychologie beschäftigt sich viel mit der Resilienz von Personen. Dort wird sie als „psychische Widerstandsfähigkeit von Menschen, die es ermöglicht, selbst widrigste Lebenssituationen und hohe Belastungen ohne nachhaltige psychische Schäden zu bewältigen“ bezeichnet [1]. Und spätestens seit der COVID-19-Pandemie ist das Konzept und dessen Diskussion in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Doch je nach Situation und Kontext wird das Augenmerk auf unterschiedliche Dinge gelegt.
Während der COVID-19-Pandemie und dem Starkregen Ereignis in Rheinland-Pfalz und Bayern war der Fokus stark auf der Resilienz der Individuen und der (kritischen) Infrastruktur gelegen. Also wie bspw. Krankenhäuser und Rettungsdienste mit den neuen Herausforderungen durch den erhöhten Hygieneaufwand, die hohe Zahl von Patient*innen und den weiteren Gefahren dieser bis dato eher unbekannten Erkrankung umgehen. Das Starkregenereignis hingegen stellte u. a. auch die Resilienz von Strom- und Telefonnetzen, aber auch Abwassersystemen und Kläranlagen auf die Probe. Jedoch waren in beiden Fällen auch die Resilienz der individuellen Personen gefragt (medizinische Konstitution, Umgang mit einer potentiell lebensbedrohlichen Krankheit und generell herausfordernden individuellen Situationen etc.). Doch auch für den Finanz (Dienstleistungs-) Bereich wird das Thema Resilienz immer wichtiger. Nicht musste sich bspw. bei der Finanzkrise 2009 dies alles unter Beweis stellen. Hierbei geht es wiederum um andere Felder der Resilienz als in den o. g. Beispielen.
Allen beschriebenen Szenarien sind allerdings einige Dinge gemeinsam: Die Resilienz ist stets ein dynamischer Prozess, welcher sich fortlaufend entwickelt, einer stetigen Anpassung unterworfen ist und keine statisch einmal erlernte Ressource ist. Außerdem wird die Resilienz von Individuen stehts auch von Umweltfaktoren beeinflusst, die sowohl negativ als auch positiv sein können. Auch spielt eine gewisse Eigenverantwortlichkeit in Bezug auf das Individuum eine wichtige Rolle.
Doch kommen wir auf die Rolle von (Verkehrs-)Unternehmen: Das Konzept der Resilienz ist mittlerweile so in den Fokus gerückt, dass es sogar eine ISO (22316) [2] Norm dazu gibt. Hierbei regelt die Norm allerdings die organisationale Resilienz, also beschreibt was, Organisationen und vor allem Unternehmen tun sollten, um resilienter zu werden. Die ISO-Norm definiert Resilienz wie folgt:
„Organisationale Resilienz ist die Fähigkeit einer Organisation, Veränderungen in der Umgebung aufzunehmen und sich an diese anzupassen, um ihre Ziele zu erreichen, zu überleben und zu gedeihen.
Resiliente Organisationen können Bedrohungen und Chancen, die sich aus plötzlichen oder allmählichen Veränderungen in ihrem internen und externen Umfeld ergeben, erkennen und darauf reagieren.
Die Verbesserung der Resilienz kann ein strategisches Unternehmensziel sein und ist das Ergebnis bewährter (guter) Geschäftspraktiken und eines effektiven Risikomanagements.
Die Widerstandsfähigkeit einer Organisation wird durch eine einzigartige Interaktion und Kombination von strategischen und operativen Faktoren beeinflusst. Organisationen können nur mehr oder weniger resilient sein; es gibt kein absolutes Maß oder endgültiges Ziel.“ [3]
Der unten stehende Kreis [4] beschreibt die Grundlagen oder Voraussetzungen, die es braucht, um in einer Organisation/ Unternehmen die Belastbarkeit/ Resilienz zu steigern.

Doch eine Frage bleibt: Was können die Unternehmen (der Verkehrsbranche) konkret tun, um selbst ihre Resilienz zu steigern? Hierzu einige Ideen:
Schulungen und Angebote zu Resilienz können als Weiterbildungen für Mitarbeitende angeboten werden. Prozessbeschreibungen und Krisen- sowie Notfallpläne zu verschiedenen möglichen außergewöhnlichen, den Betriebsablauf störenden Szenarien sollten erstellt und die Durchführung auch regelmäßig von allen Mitarbeitenden geübt werden. Auch Sozialberatung, Gesundheitsprogramme, gezielter Austausch unter Kol-leg*innen zu belastenden Dingen im Arbeitsalltag und eine gute Unternehmenskommunikation tragen dazu bei, dass Mitarbeitende sich wohl und wertgeschätzt fühlen und somit die Resilienz des Unternehmens steigern. Im Idealfall wird all dies durch die Führungskräfte (vor-) gelebt und sie sind drauf sensibilisiert.
Bei näherem Interesse zum Thema Resilienz im ÖPNV schauen Sie gerne auf der Webseite des Projekts KompResifÖV (Kompetenz und Resilienz im Öffentlichen Verkehr) vorbei. Das Projekt beschäftigt sich mit dem Thema der Resilienz-Steigerung im ÖPNV mit dem Blick auf Digitalisierung und den Herausforderungen von soziokulturell gemischten Teams.
Quellen
Warum ich mit 60 auch noch bloggen will
Einige Gedanken unseres Geschäftsführers über unsere Akademie und den neuen Blog
Sagte sie das wirklich? Mein Heldin Natalia
Natalia Kozdra von Ekoenergetyka sprach an, was sich viele Frauen in der ÖPNV Branche denken
Women in Mobility: meet, network, change
Die drei Gründerinnen erzählen, warum es dieses Frauennetzwerk braucht
Kommentare (0)
Schreiben Sie einen Kommentar