Eine Busfahrt ohne Fahrer*in?
Monheim am Rhein – das kleine Städtchen zwischen den Metropolen Köln und Düsseldorf hat sich in den vergangenen Jahren zum wahren Innovations- und Technologie-Hotspot entwickelt. Nein, gemeint ist nicht der aus extra3 bekannte Geysir, sondern vielmehr die Tatsache, dass in Monheim seit einigen Jahren europaweit die erste autonome Busflotte im Einsatz ist. Die VDV-Akademie war deshalb zu Besuch, um selbst einen Eindruck von der Technologie zu bekommen und vor allem um herauszufinden, was die Einführung autonomer Fahrzeuge für die Beschäftigten in den Verkehrsunternehmen bedeutet.
Autonomes Fahren als Game-Changer für die Mobilität
Das autonome Fahren ist bereits seit vielen Jahrzehnten Gegenstand der Popkultur. Egal ob das autonome Fahrzeug als KITT Verbrecher fängt, oder als Herbie oder Lightning McQueen Rennen gewinnt – die Begeisterung und Vorfreude auf autonome Fahrzeuge elektrisiert seit Jahren das Publikum. Diese Zukunftsvisionen scheinen sich nun zu nähern, erste große Player kündigen für 2025 den Realbetrieb von RoboTaxi-Flotten an. Umso wichtiger ist es, dass auch die Unternehmen des öffentlichen Verkehrs dieses entscheidende Zukunftsfeld nicht aus den Augen verlieren. Ein Besuch bei den Bahnen Monheim zeigt, dass die Digitalisierung des Betriebs und die Integration technischer Innovationen in die betriebliche DNA eingegangen ist.
Das Reallabor Monheim
Aktuell werden fünf autonome Shuttlefahrzeuge in Monheim von der Firma EasyMile im 15-Minuten-Takt betrieben. Die Fahrzeuge fahren dafür zentimetergenau entlang vorher eingemessener Strecken, sodass die Fahrt auf „virtueller Schiene“ sehr an eine Straßenbahnfahrt erinnert. Die Bahnen Monheim haben für ihren Fahrzeugbetrieb die bundesweit erste Linienkonzession bis 2026 erhalten. Das bedeutet, dass das Angebot vollständig in das ÖPNV-Angebot der Stadt Monheim integriert ist, also mit Betriebs- und Beförderungspflicht und allem was dazu gehört. Einwohner*innen der Stadt können das Fahrzeug kostenfrei mit dem „Monheim-Pass“ nutzen. Ganz fahrerlos funktioniert das System noch nicht, aktuell ist noch ein sogenannter Operator – also Sicherheitsfahrer*in dabei.
Fahrerloser Betrieb heißt nicht menschenloser Betrieb
Bei einer gemeinsamen Probefahrt erklärt uns der Operator detailliert die Funktionsweise des Fahrzeugs. Er berichtet, dass er lange im Fahrdienst tätig ist und nun als Verkehrsmeisteranwärter die Funktion des „Chief Operator“ übernommen hat. Hierfür trainiert er seine Kolleg*innen im Fahrdienst im Umgang mit dem Fahrzeug, dokumentiert etwaige Störungen der Fahrzeugsensorik und steht dem Hersteller für die weitere Produktentwicklung mit fachlichem Feedback bereit. Zwischenzeitlich hat jemand seinen PKW falsch geparkt, was dazu führt, dass das Fahrzeug anhält. Mit ruhiger Hand und Coolness übernimmt unser Operator das Fahrzeug und führt es mit einer speziellen Steuerungseinrichtung um den falsch parkenden PKW.
Der autonome Betrieb wird zu neuen Berufsperspektiven für Beschäftigte im ÖV führen
In naher Zukunft soll das Fahrzeug eigenständig die Hindernisse umfahren. Sorgen um seinen Job macht sich unser Operator deswegen nicht, auch weiterhin wird es menschlichen Einfluss auf das Fahrzeug geben. Das sieht auch der neue Rechtsrahmen zum autonomen Fahren so vor. In der Zukunft werden autonome Fahrzeuge im jeweiligen Betriebsbereich durch eine „Technische Aufsicht“ überwacht und betreut werden. Dies soll auch aus der Ferne bspw. aus der Leitstelle wahrgenommen werden, sodass diese im autonomen Betrieb eine noch größere Bedeutung haben werden. Welche Auswirkungen das autonome Fahren auf die Beschäftigten im ÖPNV haben wird, untersucht aktuell das Projekt AMEISE, an dem die VDV-Akademie mitwirkt. Wer mehr dazu erfahren möchte, kann dafür die Folge des Podcasts „Nächster Halt“ anhören. Über weitere Entwicklungen und Erkenntnisse werden wir in Zukunft auch weiterhin im VDV-Akademie-Blog berichten.
Und hier gehts zu den Bahnen der Stadt Monheim: https://www.bahnen-monheim.de/
Übrigens: der nächste VDV-Zukunftskongress Autonomes Fahren im Öffentlichen Verkehr findet am 24./25. Mai in München statt.
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